Erdbeeren aus Spanien

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Preis pro 500g Packung: 2,50 €

zzgl. Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen bei der Herstellung:

  • Löhne unterhalb des Mindestlohns
  • Überlange Arbeitszeiten
  • Sexualisierte Belästigung und Gewalt
  • Unterdrückung von Gewerkschaftsarbeit
  • Fehlender Gesundheitsschutz, u.a. vor COVID-19
  • Rassistische Diskriminierung

Gesamtsumme = Ausbeutung

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Marokkanische Erntehelferinnen in Spanien arbeiten oft unter schrecklichen Bedingungen. Für einen Hungerlohn stehen sie von sechs Uhr morgens bis zum Abend auf dem Feld. Und das bei oft unerträglicher Hitze. Beleidigungen und sexualisierte Gewalt gehören zu ihrem Alltag.
 
 
 

Produktinfos


  • Icon Schiff

    Über 70 Prozent der nach Deutschland importierten Erdbeeren stammen aus Spanien.

  • Icon Einkaufswagen

    Die Provinz Huelva ist eine der wichtigsten Anbauregionen. Viele deutsche Supermarktketten führen Erdbeeren aus Huelva in ihrem Sortiment.

  • Icon Wegweiser

    In Huelva arbeiten überwiegend migrantische Saisonarbeiter*innen, teilweise auch illegalisierte Migrant*innen ohne Papiere.

  • Icon Erdbeere

    Seit Anfang der 2000er-Jahre werden gezielt marokkanische Frauen als Saisonarbeiterinnen für die spanische Erdbeerproduktion angeworben.

Ausbeutung marokkanischer Frauen für Spaniens Erdbeerproduktion

Seit den frühen 2000er-Jahren werden im Rahmen eines bilateralen Abkommens zwischen Spanien und Marokko Saisonarbeiterinnen in Marokko angeworben und für die Ernte von Beeren in die Region Huelva im spanischen Andalusien gebracht.

Obwohl das Abkommen keine geschlechtsspezifischen Auswahlkriterien vorsieht, werden in der Praxis gezielt Frauen ausgewählt. Dabei sollen sowohl Geschlechterrollen als auch familiäre Bindungen die angebliche "Fügsamkeit" der Frauen garantieren und nach Ende der Erntesaison deren Rückkehr nach Marokko sicherstellen.

Die Frauen sind oftmals auf die Beschäftigung angewiesen, um ihre Familien in Marokko zu unterstützen. Das macht sie verwundbar für ökonomische Ausbeutung sowie sexualisierte Gewalt durch ihre Vorgesetzten.

Niedriglöhne und überlange Arbeitszeiten

Bei der Anwerbung werden den Frauen Bedingungen versprochen, die nicht der Realität entsprechen, die sie bei ihrer Ankunft in Spanien vorfinden. Die in Marokko unterzeichneten Verträge sind in Spanisch oder Französisch verfasst - Sprachen, die die meisten Frauen weder sprechen noch lesen können.

Die Frauen arbeiten häufig über die in Spanien gesetzlich vorgeschriebene Arbeitszeit hinaus und erhalten dafür gerade einmal den Mindestlohn. Manchmal werden sie überhaupt nicht bezahlt.

Den meisten Migrantinnen fehlt es an Sicherheits- und Schutzmaßnahmen bei der Arbeit. Sie leben oftmals von der örtlichen Bevölkerung isoliert, mit unzureichendem Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen, wie sauberem Wasser und Hygieneartikeln.

Sexualisierte Gewalt und mangelnder Rechtszugang

Auf dem Papier sind die Rechte der Arbeiterinnen und ihr Aufenthalt durch das bilaterale Abkommen zwischen Marokko und Spanien abgesichert. In der Realität stehen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt für die Arbeiterinnen hingegen an der Tagesordnung.

Der Zugang zur Justiz ist für die Migrantinnen äußerst schwierig. Viele sprechen kein Spanisch und sind nicht über ihre Rechte informiert. Sie trauen sich nicht, Vergehen zu melden, weil sie auf das Einkommen angewiesen sind und befürchten, in der nächsten Saison keine Arbeit mehr zu finden.

Wachsender Widerstand und erste Verbesserungen

Trotz der damit verbundenen Risiken meldeten sich 2018 mehrere mutige Frauen, um das Schweigen über den systematischen Missbrauch zu brechen. In der Folge vertrat die Frauenrechtsorganisation Women's Link Worldwide beispielsweise vier dieser Frauen, die während der Saison ausbeuterische Arbeitsbedingungen erlebten und von einem Vorgesetzten sexuell belästigt wurden.

Als Reaktion auf diese Beschwerden und eine Welle internationaler Medienberichte über die Missstände, erklärten sowohl die spanische Regierung als auch Branchenverbände, erste Maßnahmen dagegen zu ergreifen. So wurde beispielsweise das Tarifabkommen für landwirtschaftliche Arbeiten in Huelva neu ausgehandelt und ein branchenweites Protokoll zur Gewährleistung ethischer Arbeitsbedingungen aufgesetzt.

Zudem schloss sich 2018 in Huelva eine Gruppe von migrantischen und einheimischen Feldarbeiterinnen zur Vereinigung „Jornaleras de Huelva en Lucha“ (deutsch: Tagelöhnerinnen aus Huelva im Kampf) zusammen. Die selbstorganisierte Gewerkschaftsbewegung setzt sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen ein und will der jahrzehntelangen Unterdrückung von Frauen auf Spaniens Feldern ein Ende setzen.

  • Icon Auge
    „Er [der Vorgesetzte] beobachtet dich. Du kannst es dir nicht leisten, eine Pause zu machen oder zu sagen: Mein Rücken tut weh. Er sagt mir, ich soll mehr Kisten mit Erdbeeren vollmachen, mehr und immer mehr. Er schubst und tritt uns. Es ist die Hölle auf Erden.“

    - Sabiha*, eine marokkanische Erdbeerpflückerin im spanischen Huelva (DLF Kultur, 2018).

*Name zum Schutz der Person geändert.

Quellen:

Bild: © Pablo Tosco / Oxfam Intermón

was ein EU-Lieferkettengesetz ändern könnte:

In der spanischen Erdbeerproduktion sind Migrant*innen und speziell Arbeiterinnen von systematischer Ausbeutung und sexualisierter Gewalt betroffen. Auch deutsche Supermarktketten stehen als wichtige Abnehmer spanischer Erdbeeren in der Verantwortung für die Arbeitsbedingungen bei ihren spanischen Zulieferern.

Um die Rechte der Arbeiter*innen besser zu schützen, braucht es ein starkes EU-Lieferkettengesetz, das die Unternehmen dazu verpflichtet, Menschenrechte einzuhalten. So kann sichergestellt werden, dass der Schutz von Frauen und Arbeitsmigrant*innen besonders berücksichtigt wird und Wanderarbeiterinnen im Falle von Missbrauchsvorwürfen ausreichenden Rechtszugang haben.

 
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