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zzgl. Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen bei der Herstellung:
- Löhne unterhalb des Mindestlohns
- Exzessive Überstunden bei anstrengender körperlicher Arbeit
- Fehlender Rechtszugang für Arbeiter*innen ohne regulären Aufenthaltstitel
- Fälle von Zwangsarbeit
- Entwürdigende und gesundheitsgefährdende Unterbringung
- Rassistische Diskriminierung
- Sexualisierte Gewalt
Gesamtsumme = Ausbeutung
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Produktinfos
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Deutschland ist einer der wichtigsten Abnehmer italienischer Dosentomaten. Rund 85 Prozent stammen aus Italien.
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Zwischen 400.000 und 500.000 Migrant*innen arbeiten in der italienischen Landwirtschaft. Sie kommen zu einem großen Teil aus afrikanischen Ländern.
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Informelle Arbeitsvermittler werben gezielt Migrant*innen ohne regulären Aufenthaltstitel an und üben enorme Kontrolle über sie aus.
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Ausbeutung von Migrant*innen in der Landwirtschaft
Zwischen 400.000 und 500.000 Migrant*innen arbeiten in der italienischen Landwirtschaft, das ist etwa die Hälfte der gesamten Arbeitskräfte in diesem Sektor. Ein großer Teil der Migrant*innen stammt aus afrikanischen Ländern, darunter beispielweise Ghana, Nigeria und der Senegal. Vereinzelt sind auch Arbeiter*innen aus Osteuropa, Indien und Pakistan auf den Plantagen tätig.
Viele von ihnen haben keine offizielle Arbeitserlaubnis und verfügen über geringe formale Qualifikationen. Die Landwirtschaft ist oftmals einer der wenigen Bereiche, in dem sie eine Arbeit finden.
Hohe Abhängigkeit von mafiösen Mittelsmännern
Oftmals werden Migrant*innen gezielt von informellen Mittelsleuten – sogenannten Caporali – für die Arbeit auf den süditalienischen Tomatenfeldern angeworben. Diese, teilweise mit der organisierten Kriminalität in Verbindung stehenden Mittelsmänner, schicken die Migrant*innen auf die Felder und beaufsichtigen sie während der Arbeit.
Sie üben eine hohe Kontrolle über die Arbeiter*innen aus und beuten diese durch gefälschte Verträge und sehr niedrige Löhne für ihre harte Tätigkeit aus: So ziehen die Caporali den Arbeiter*innen teilweise 40 bis 50 Prozent von den mageren Löhnen ab – als Gebühr für die Vermittlung des Arbeitsplatzes, Transport, Verpflegung, Unterkunft und andere „Dienstleistungen“. Zum Leben bleibt nicht viel übrig.
Die Abhängigkeit von den Caporali ist enorm und wird durch die Angst vor Bestrafung, Entlassung oder Abschiebung zusätzlich verstärkt. Arbeitsmigrant*innen berichten, dass sie sich nicht frei fühlen zu gehen. Die Bedingungen auf den Plantagen gleichen der Zwangsarbeit.
Überlange Arbeitstage und Akkordarbeit
2018 führte Oxfam International im Rahmen der Analyse „The People Behind the Prices“ 30 Interviews mit migrantischen Arbeiter*innen durch, die in der Provinz Foggia in Apulien in der Tomatenernte beschäftigt waren.
Arbeiter*innen berichten von katastrophalen und gesundheitsschädigenden Arbeits- und Lebensbedingungen. Zu ihrem Alltag gehören 9 bis 12 Stunden harte körperliche Arbeit pro Tag und das bei den extrem heißen Temperaturen des italienischen Sommers. Viele gaben an, überhaupt keine Pause einzulegen, um ihren Verdienst zu maximieren. Denn oftmals werden die Arbeiter*innen nur im Akkord bezahlt – also nach geernteter Stückzahl und nicht nach Stunden – was den Druck auf die Arbeiter*innen erhöht.
Die Migrant*innen leben überwiegend in verlassenen Ruinen oder in inoffiziellen Siedlungen, die aus notdürftig errichteten Behausungen und Zelten bestehen. Oft gibt es weder Strom noch fließend Wasser.
Fehlender Rechtsschutz für Migrant*innen ohne regulären Aufenthaltsstatus
Migrant*innen ohne offiziellen Aufenthaltsstatus haben wenig Möglichkeiten, sich gegen Ausbeutung und Diskriminierung zu wehren, da sie von Abschiebung bedroht sind. Mangelnde Kontrollen der italienischen Behörden und die repressive Migrationspolitik verschlechtern die Situation der Migrant*innen weiter.
Zwar gibt es seit Herbst 2016 eine Gesetzgebung, die versucht, die Menschen besser vor dem Caporalato-System zu schützen, doch können Strafmaßnahmen erst dann ergriffen werden, wenn ein Fall gemeldet und von der Polizei überprüft wurde.
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“Ich bekomme 3,50 € pro Kiste, wenn ich eine Kiste mit 300 kg Tomaten fülle."
- Ousmane Kassambara aus Mali arbeitet seit mehreren Jahren in der italienischen Tomatenproduktion (Les Observateurs, 2018).
Quellen:
- Lazzaris, Silvia (2021): Tomaten in Italien: Die sozialen Kosten der Produktion.
- Mas, Liselotte (2018): En Italie, l’esclavage moderne des migrants ramasseurs de tomates, Les Observateurs.
- Namuth, Michaela (2017): Wie die Mafia in Süditalien Flüchtlinge ausbeutet, Magazin Mitbestimmung, Hans Böckler Stiftung.
- OHCHR (2020): Statement by Ms. Hilal Elver, United Nations Special Rapporteur on the right to food, on her visit to Italy.
- Oxfam International (2019): The People Behind the Prices: A Focused Human Rights Impact Assessment of SOK Corporation’s Italian Processed Tomato Supply Chains.
- Reinwald, Eva-Maria (2019): Italien: schwere Ausbeutung im Obst- und Gemüseanbau, FoodFirst-Magazin, FIAN.
- UN Comtrade Database, abgerufen Oktober 2021.
- UN Human Rights Council (2019): Visit to Italy, Report of the Special Rapporteur on contemporary forms of slavery, including its causes and consequences.
Bild: © iStock.com/poco_bw
was ein EU-Lieferkettengesetz ändern könnte:
Supermarktketten und ihre Zulieferer drücken die Preise bei den Landwirt*innen in Italien, was dazu führt, dass vermehrt billige Arbeitskräfte über Caporali oder Zwischenhändler eingestellt und ausgebeutet werden.
Viele Unternehmen kennen nur ihre direkten Zulieferer, nicht aber die ursprünglichen Plantagen, auf denen ein großer Teil der Menschenrechtsverletzungen passiert.
Mit einem starken EU-Lieferkettengesetz wären deutsche Supermärkte und andere Unternehmen dazu verpflichtet, ihre Lieferketten bis zum Anbau zurückzuverfolgen. Zudem müssten sie Maßnahmen gegen Menschenrechtsverletzungen ergreifen und auch Beschwerdemöglichkeiten für Betroffene einrichten.